Lernstrategie (Hier wird von mir - mit dessen freundlicher Bewilligung - Werner Stangl-Taller zitiert)

 Link zur Originalseite: ► https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Lernstrategien.shtml 

 

Was sind Lernstrategien?

Lernstrategien sind Handlungspläne zur Steuerung des eigenen Lernens. Jeder Mensch verfügt über verschiedene Lernstrategien.

Lernstrategien werden sowohl bewusst als auch unbewusst angewandt. Sie unterscheiden sich je nach den Erfordernissen des Lerngegenstandes, der allgemeinen Situation, die das Lernen erforderlich macht und dem individuellen Lernstil (in der Didaktik: Lerntyp). Lernstrategien sind auf das Lernziel ausgerichtet und tragen dazu bei, mit Hilfe eines effizienten Lernprozesses ein gutes Ergebnis zu erreichen.

Formal betrachtet beschreiben Lernstrategien Verhaltenweisen, die zur Bewältigung von Lernaufgaben dienen können. Lernstrategien lassen sich in drei Ebenen betrachten:

  • Mit kognitiven Lernstrategien sind jene Aspekte gemeint, die mit der unmittelbaren Informationsaufnahme zu tun haben, etwa konkrete Arbeitstechniken, die man zum Einprägen von neuen Informationen anwendet. Dazu gehören Organisieren (Skizzen anfertigen, Schlüsselwörter unterstreichen bzw. markieren), Elaborieren (Ausdenken von konkreten Beispielen, Bildung von Analogien zu bereits bekanntem Wissen), kritisches Prüfen von Argumentationszusammenhängen, das Nachdenken über Alternativen zum gerade Erlernten, das Wiederholen durch mehrmaliges Lesen oder auch das Auswendiglernen von Schlüsselbegriffen.

  • Metakognitive Lernstrategien (etwas anschaulicher formuliert könnte man von "Denken über das eigene Denken bzw. Lernen" sprechen)  beziehen sich weniger auf den eigentlichen Lernvorgang, sondern mehr auf die Kontrolle des eigenen Lernfortschrittes, also das selbständige Planen der Lernschritte (Reihenfolge festlegen, Relevantes vom Irrelevanten trennen), das Überwachen des Lernerfolges und der Lernschritte (Beispielaufgaben durcharbeiten, anderen den Lernstoff zu erklären versuchen).

  • Ressourcenbezogene Lernstrategien beziehen sich in erster Linie auf die Organisation und die Rahmenbedingungen des Lernens. Dazu gehören Anstrengung, Aufmerksamkeit, Willensstärke und Konzentration auch bei ungeliebten Stoffgebieten, das Ausdehnen der Lernzeiten auch auf Abend und Wochenende, das Zeitmanagement (Lernzeiten, Pausen festlegen und einhalten), die Arbeitsplatzgestaltung, dass keine Ablenkungen auftreten können (z.B. TV, Haustier, Kollegen) und dass notwendige Hilfsmittel greifbar sind (Stifte, Rechner, Papier), die Nutzung zusätzlicher Informationsquellen (Lexika, Wörterbücher, WWW, CD-ROMS, Bücher, Bibliothek), das Lernen in Gemeinschaften (Lerngruppen, Diskussionen über Lernstoff in Diskussionsforen, Chat, E-Mail an Lehrer).

Zwei Aspekte lassen sich unterscheiden:

  • Lernstrategien sind primär innere Prozesse

  • Es sind überwiegend keine starren Abläufe oder Automatismen (z.B. im Sinne stur eingesetzter Lerntechniken), sondern Prozesse, die bewusst und kontrolliert ausgewählt, verwirklicht und angepasst werden, also Heuristiken

Die folgende Gliederung von Lernstrategien erscheint zweckmäßig:

Im Mittelpunkt dieses Systems steht das Lernen als Prozess der Informationsaufnahme und -verarbeitung mit dazu besonders wesentlichen Strategien.

Beim Lernen in verschiedenen Situationen spielen jedoch nicht nur kognitive Prozesse eine Rolle, sondern auch weitere Strategien, die darauf gerichtet sind, das geeignete Lernklima zu schaffen. Diese Strategien reichen von mehr arbeitstechnischen Vorgehensweisen (z.B. Erstellen eines Zeitplans, Gestaltung des Arbeitsplatzes, Zielformulierung, Ausschalten externer Störfaktoren) bis zu tiefgründigeren psychischen Prozessen. Letztere betreffen die Themen Stress, Motivation und Lebensgestaltung.

Hinzu kommen Strategien, die dabei helfen, die jeweiligen Lernsituationen zu bewältigen. Bei diesen Strategien geht es in erster Linie um die situationsgerechte Anwendung der Strategien zur Aufnahme und Verarbeitung der Informationen (z.B. Notizenmachen, auf Prüfungen vorbereiten, verbale und non-verbale Hinweise des Lehrers beachten).

Schließlich stehen über diesem Gefüge von einzelnen Lernstrategien jene Strategien, die eine Lenkungsfunktion erfüllen, von der Wahrnehmung des Lernprozesses über die Auswahl jeweils geeigneter Lernstrategien bis zur Kontrolle ihrer Wirkung und gegebenenfalls notwendigen Anpassung. Diese werden in der Literatur allgemein als Metakognitionen bezeichnet.