"Urgründe des Alls sind die Atome und das Leere"

Demokritos von Abdera ca. 460 bis 370 v. u. Z.

 

 

 

 

 

Zitate:

Ewiges Zögern lässt nie etwas zustande kommen ...

Das Wort ist nur der Tat Schatten ...

Nacheifern muss man großen Taten, nicht Worten ...

Vaters Selbstbeherrschung ist für Kinder die wirksamste Ermahnung ...

Der Neider tut sich, wie einem Feinde, selber weh ...

Zwei Arten Menschen quälen sich umsonst und mühen sich vergebens:
wer Geld sammelt und es nicht verzehrt
und wer Wissen erwarb und es nicht anwendet ...

Habsucht ist auch, alles zu sagen, aber nichts zu hören ...

Viel Denken, nicht viel Wissen soll man pflegen ...

Ruhm und Verstand sind keine sicheren Besitztümer ...

Es werden mehr Menschen durch Übung tüchtig, als durch Naturanlage ...

Ein Leben ohne Freude ist wie eine weite Reise ohne Gasthaus ...

Das Glück wohnt nicht im Besitze und im Golde,
das Glück ist in der Seele zu Hause ...

Fallen ist keine Schande, aber liegen bleiben ...

 

Demokrit wurde um das Jahr 460 v.d.Z. in der trakischen Hafenstadt Abdera in der nördlichen Ägäis geboren. Er starb hochbetagt um 370. Demokrtit war ein jüngerer Zeitgenosse von Sokrates. Er unternahm viele Forschungsreisen und kam wahrscheinlich bis Indien zu den Gymnosophisten ( die nackten Weisen), welche Asketen waren. Demokrit war Schüler des Leukipp von Mile. Er überlieferte dessen Atomlehre und entwickelte sie weiter zu einem System des Materialismus.

Von seinem umfangreichen Werk existieren nur mehr Fragmente. Die Schule des Epikur übernahm und überlieferte seine Atomlehre.

Demokrit
der
lachende
Phylosoph

In
Abdera
geboren

Ein
jüngerer
Zeitgenosse
Sokrates

Der
Begriff
Atom

Atomlehre von Leukipp und Demokrit:

Alles ist aus un_teilbaren (à_tomos) Körperchen zusammengesetzt, die stofflich gleich sind, sich untereinander nur durch Gestalt, Lage und Anordnung unterscheiden. Die Welt ist aus verschiedenen Grundbausteinen zusammengesetzt. Die Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten welche Gestalt die aus diesen Grundbausteinen zusammengesetzten Körper annehmen könnten, schätzte er auf unendlich hoch ein.

Atome
und
der
leere
Raum

Die Atome bewegen sich von jeher mechanisch gegenseitig durch Druck und Stoß. Zwischen ihnen gibt es nur den leeren Raum. Aus der Gruppierung der Atome allein entstehen die verschiedenen Dinge. Äußere Kräfte – wie bei Empedokles Liebe und Hass oder Anaxagoras der Geist – wirken nicht auf sie ein.

Denkbares:Mit den Begriffen Liebe und Hass verbinden wir in diesem Zusammenhang besser unser heutiges Verständnis über Anziehungskräfte und Abstoßungskräfte innerhalb und zwischen den Atomen. Die Bezeichnung Feuer wurde in der Argumentation wahrscheinlich oft anstelle unseres heutigen Begriffs für Energie verwendet. Der Begriff Energie war noch unbekannt und wurde erst Ende des 19. Jhdts. von der modernen Naturwissenschaft eingeführt.

Die Welt
ist
bewegte
Materie
Leukipps und Demokrits Atomismus ist monistisch, d.h. von einer einzigen Grundbeschaffenheit her konzipiert. Die Welt ist ausschließlich in sich bewegte Materie. Anaxagoras Urbewegerer, der Nous (Vernunft, Geist) der den Anstoß zur ersten Bewegung und zur vernünftigen Ordnung gab, den gibt es nicht.          
In einem Fragment Leukipps findet sich die Formulierung des Kausalgesetzes: „Kein Ding entsteht planlos, sondern aus Sinn und Notwendigkeit“. Diese Auffassung schließt das Eingreifen übernatürlicher Kräfte aus.
Objektive
Eigen-
schaften
von
Materie
und
sinnliche
Wahr-
nehmung

Materialismus von Demokrit.

Die aus Atomkomplexen bestehenden Dinge sind bestimmt durch die sogenannten primären, objektiven Eigenschaften wie Raumerfüllung, Trägheit, Dichte und Härte, während etwa Farbe, Geruch, Geschmack etc. sekundäre subjektive Eigenschaften sind, die erst durch die Wahrnehmung hinzukommen. Diese Art der Unterscheidung komme aber den Dingen selbst nicht zu. Wir nehmen die Dinge nicht wahr wie sie an sich selbst sind, sondern wie sie auf uns wirken. Die Welt wie wir sie durch unsere sinnliche Wahrnehmung aus Erfahrung  kennen, ist nicht das in Wahrheit Seiende. So wie wir von den Dingen mit unseren Sinnesorganen ein Wahrheitsbild hervorrufen erfahren wir die Erscheinungen der Dinge, aber nicht ihr Wesen. „ Es wird freilich klar sein“, sagt Demokrit, „dass es eine unlösbare Frage ist, zu erkennen, wie jedes Ding in Wirklichkeit beschaffen ist“. „In Wirklichkeit wissen wir nichts, denn die Wahrheit liegt in einem Abgrund“. Lediglich die Erkenntnis des Verstandes, die spekulative Annahme, es gäbe nur Atome und das Leere, kann die „dunkle“ Erkenntnis der Sinneswahrnehmung überbrücken und die beobachtbaren Dinge durch nicht beobachtbare erklären. Der Physiker Heißenberg sagt in diesem Zusammenhang dass die Auffassung Demokrits wohl die noch immer gültige wäre.

Der
Verstand
und
die
Atome

Demokrit interpretiert auch die gesamte Verstandestätigkeit des Menschen als materiellen, atomaren Prozess. Der Mensch ist ein Mikrokosmos, eine kleine Welt, denn er ist den selben Gesetzen unterworfen wie die große Welt. Er spielt keine Sonderrolle. Er ragt nicht mit einer immateriellen Seele aus dem lückenlosen Zusammenhang aller Ursächlichkeiten heraus und wäre deshalb ein Stück weit frei. Alles auch der Mensch, ist einer ehernen Notwendigkeit unterworfen. Er billigt der Seele jedoch eine besondere Rolle zu. Die menschliche Seele erklärte er, dass diese aus „dem Wirbel der Feueratome“ bestehe. „Will sich der Mensch wohlfühlen, sollten seine Seelenatome stabil sein und von Erschütterungen freigehalten werden. Dafür kann er selbst sorgen. Im Bezirk der Seele gilt seine Eigenverantwortlichkeit, ja sogar eine gewisse Freiheit, die ansonsten im durchreglementierten Naturreich einen arg schweren Stand hat“.

Rein
stoffliches
Sein

Demokrit versuchte mit seiner Atomlehre die verschiedenen Ansätze der Naturphilosophen in sich stimmig zu machen. Er hält an einem ewigen in allem Wechsel beharrenden stofflichen Sein fest. Einen hinter der Welt stehenden Geist, der die Welt ursprünglich in Bewegung gesetzt und zweckmäßig geordnet haben soll, lehnt er ab.

Seine Atomlehre umfasste nicht nur die Welt der Dinge. Sie umschloss den Menschen, die Götter, die gesamte Religion, die er in den Zwang seiner Schlüsse mit einbezog.

Sprüche

Die kleine Anzahl, die wir von seinen Sprüchen besitzen, zeigt uns das Bild eines wirklich Weisen in seiner großen Gelassenheit, Toleranz und freudigen Abgeklärtheit, die ihm den Beinamen „der lachende Philosoph“ eintrug.

Demokrit
der
Grieche

In seinem Streben nach Maß und Harmonie in Anschauung und Lebensführung war Demokrit ein echter Grieche, und zwar einer der Besten, und wunderbar einte sich in ihm die edle Geistigkeit, das scharfe Denken und die exakte Beobachtung.

Demokrit
versus
Aristoteles
Demokrits Ansichten waren auch im Altertum nicht unumstritten und stießen auf heftige Kritik. Es wurde die Möglichkeit das es „das Nichts“ geben könnte nicht unbegründet abgelehnt. Aristoteles war der Meinung, dass die Theorie des Unteilbaren am inneren Widerspruch kranke. Die kleinsten Körperchen können niemals gleichzeitig Raumerfüllung haben und dennoch unteilbar sein. Was Ausdehnung hat, muss notwendigerweise selbst aus kleineren Teilchen zusammengesetzt sein. Das deutet auf einen kontinuierlichen Aufbau der Materie hin. Demokrits Ansichten vermochten sich in den nächsten 2000 Jahren nicht durchzusetzen. Erst der englische Naturforscher Dalton konnte mit dem atomaren Aufbau der Materie seine Grundgesetze der chemischen Reaktionen Ende des 19. Jhts. zwanglos erklären.
   
Demokrit
und die
Kopen-hagener
Deutung

Zum Verständnis der Naturphilosophen und ihrer Erkenntnisse müssen wir unseren Wissenstand von heute heranziehen. Wir haben wohl ein Modell von mehreren hundert verschiedener Teilchen aus denen wir uns das sogenannte Atomos von Demokrit zusammengesetzt denken. Wir haben  die Modellvorstellung von Welle und von Teilchen (und benötigen auch beide), wenn wir über deren Natur und das Nichts im leeren Raum reden. Mit Hilfe der Quantentheorie können wir wesentlich genauere Voraussagen machen. Wir haben die Urknalltheorie, wenn wir über den Weltbewegerer reden. Wir haben eine Vorstellung der Welt der Atome und unterstellen diese - mit allen ihren Irrtümern - auch der Vorstellungswelt von Demokrit. Unser Wissensstand über das Wesen der Dinge hat sich jedoch nicht entscheidend verändert. Wir können weder das Wesen der Elektrizität noch das Wesen der Materie erfassen.